Fotos: Christian Beier (Danke!)
Ich habe die ‚Silberne Hexe‘ des Solinger Hexenkessels bekommen und mich sehr darüber gefreut, weil es eine wunderbare Wertschätzung meines Engagement in der Stadt ist – und weil mich Hexen schon lange faszinieren!
Spannend ist: Wir kennen die hässlichen Zuschreibungen des Hexen-Wesens von außen, sie sind alle negativ – Schadenszauber, Hexensabbat, Teufelsbuhlschaft – und führen durch ungutes Zusammenwirken von theologischen Konstrukten, antiker Philosophie und frühmoderner Justiz zu den furchtbare Verfolgungen in der frühen Neuzeit. Aber von einem möglichen positiven ‚hexischen‘ Selbstverständnis und vom alten ‚Hexenwissen‘ rund um Heilkunde und Geburtenkontrolle haben wir viel weniger Ahnung, da gibt es spannende Zuschreibungen oder historische Kontexte und damit interessante Vorbilder noch zu entdecken.
Persönlich bin ich fasziniert, weil ich selbst etwas von einer ‚Zaunreiterin‘ habe – mich nicht gern vereinnahmen lasse, nicht gern verrechnet werde, sondern es mag, auch mal auf der anderen Seite vom Zaun springen zu können. Und weil mir Freiheit und Unabhängigkeit sowie Verbindlichkeit und Engagement für Menschen sehr wichtig sind; die ‚Hexe‘ hält beides zusammen und hält auch aus, wenn sich das gelegentlich widerspricht.
Was vielleicht überrascht: Auch als Superintendentin beschäftigen mich Hexen, weil mich in dieser Rolle die positiven wie negativen Zuschreibungen des ‚Hexe-seins‘ immer wieder treffen. Und weil ‚Hexen‘ und Feministinnen neben jüdischen Menschen, queeren Personen und Zugewanderten oder Geflüchteten zu denen gehören, denen die Rechten und Populisten zuerst den Kampf ansagen. Darum ist es so wichtig, dass die Hexenkessel-Hexen und ihre Verbündeten ihrerseits gegen jede gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und alle antidemokratischen und freiheitsfeindlichen Machenschaften Stellung beziehen und alle schützen, die von Diskriminierung getroffen oder bedroht sind!