Psalmgebet (nach Psalm 57)

Gedenken an der Unteren Wernerstraße zum 30. Jahrestag des Brandanschlags auf das Haus der Familie Genc, Solingen

Hab Erbarmen mit mir, Gott, hab Erbarmen!

Denn bei dir habe ich Zuflucht gesucht.

Im Schatten deiner Flügel fühle ich mich sicher,

während das Unheil vorüberzieht.

Das Unheil zog nicht vorbei vor 30 Jahren.

Es zog nicht vorbei in Hoyerswerda, in Hünxe, in Rostock, in Mölln, in Solingen.

Das Unheil zog nicht vorbei für Saime, Hülya und

Gürsün, für Hatice und Gülüstan.

Ich rufe zu Gott, dem Höchsten,

zu Gott, der zu meinen Gunsten handelt.

Vom Himmel her wird er mir seine Hilfe schicken,

auch wenn mein Verfolger mich schmäht.

Mein Verfolger schmäht mich bis heute.

Schmäht mich, beleidigt mich, verfolgt mich, bedroht mich.

Das Unheil zieht noch immer nicht vorbei.

Immer noch werden Menschen ermordet aus rassistischen Motiven. In diesem Land.

Ich rufe zu Gott, dem Höchsten,

zu Gott, der zu meinen Gunsten handelt.

Wo bist du, Gott? Wo ist der Schatten deiner Flügel? Wo ist Sicherheit für mich?

Hab Erbarmen mit mir, Gott, hab Erbarmen!

Erhebe dich Gott, über den Himmel

über die ganze Erde in deiner Herrlichkeit.

Lass mich sicher sein im Schatten deiner Flügel,

während das Unheil vorbeizieht

Lass das Unheil vorbeiziehen, heute.

Weise in die Schranken, die mich verfolgen, heute.

Stärke, die zu mir stehen, die gegen Rassismus aufstehen, heute.

Handle zu meinen Gunsten, heute.

Wir erinnern uns an Hoyerswerda, Hünxe, Rostock, Mölln und Solingen.

Wir denken an Saime, Hülya und Gürsün, Hatice und Gülüstan.

Hilf uns dabei.

Erhebe dich Gott, über den Himmel

über Solingen im Bergischen Land,

Über die ganze Erde in deiner Herrlichkeit.

Hab Erbarmen mit uns, Gott, hab Erbarmen! Amen.