Gebet anlässlich des Terrorangriffs der Hamas in Israel – 14.10.23
Friede sei mit euch – Schalom alechem – Danke, dass Sie heute gekommen sind, um zu trauern und zu beten. Und um gemeinsam Erschrecken und Ratlosigkeit auszuhalten. Der Angriff der Hamas auf Israel hat mich tief erschüttert. Wieder einmal ist der empfindliche Friede dort offen gebrochen worden. Ich nehme Zuflucht zu Worten der Psalmen, aus Psalm 126. – Wir beten:
Wenn der Herr die Gefangenen Israels erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden. Dann wird unser Mund voll Lachens und unsere Zunge voll Rühmens sein.
Ach, Gott, das bitten wir dich voller Sorge und mit verzweifelter Hoffnung: bringe zurück die Gefangenen! Lass die Verschleppten leben und die Verletzten gesund werden. Nimm die Getöteten auf in dein Reich. Und tröste die Weinenden, die Bangenden. Nur du kannst das.
Gott, bringe zurück die Gefangenen, wie du die Bäche wiederbringst im Südland.
Ach, Gott, das bitten wir dich voller Angst und mit brüchigem Vertrauen: lass das Kämpfen und Blutvergießen schnell zum Ende kommen. Löse die jahrzehntealten Verstrickungen von Hass und Machtstreben und Unterdrückung, die Menschen von Menschen trennen und in Feindbildern gefangen halten.
Gott, bringe zurück die Gefangenen, wie du die Bäche wiederbringst im Südland. Die mit Tränen säen, sollen mit Freuden ernten. Sie gehen hin und weinen und streuen ihren Samen und kommen mit Freuden und bringen ihre Gaben.
Ach, Gott, die Freude können wir uns kaum vorstellen jetzt. So oft schon standen wir hier und haben geredet und gebetet und versucht, einzustehen gegen Antisemitismus und Hass. So viel haben wir diskutiert und bezeugt. Bewirkt haben wir nicht viel. Der Frieden ist nicht gewachsen, nicht bei uns, nicht in Israel. Was sollen wir denken? Was sollen wir tun?
Wie geht das: Mit Tränen säen? Wie geht das: Mitleiden mit allen Opfern dieses Krieges auf beiden Seiten, und doch zu Israel stehen? Wie geht das: Zu Israel stehen und doch Mitleiden mit allen Opfern des Krieges auf beiden Seiten?
Ach, Gott, wir bringen unsere Not vor dich, höre und hilf uns.
Aber das eine, Gott, das glaube ich fest: Wenn du die Gefangenen Israels erlösen wirst, dann werden wir sein wie die Träumenden. Dann wird unser Mund voll Lachens und unsere Zunge voll Rühmens sein.
Wenn du die Abrahamskinder untereinander versöhnen wirst, die Kinder Isaaks und die Kinder Ismaels und die Jüngerinnen und Jünger Jesu von Nazareth, dann wird man sagen unter den Völkern: Gott hat Großes an ihnen getan. Des sind wir fröhlich.
Wenn du uns alle erlösen wirst, dann ist Frieden. Schalom.